„KIEKERIKIE“, der Hahn kräht, so wie jeden Morgen auf dem Bauernhof von Bauer Bert. Der Bauernhof ist riesig und so haben viele verschiedene Tiere genügend Platz, um ein schönes Leben auf dem Hof zu führen. Es wohnen dort Schweine, Hühner, Schafe, Kühe, ein Hund und ein Kater. Die Tiere von Bauer Bert sind aber ganz besonders, denn sie können miteinander sprechen. Sie sind wie Freunde. Sie spielen, erzählen und lachen alle viel gemeinsam.

Ein Tier auf dem Hof ist ganz besonders, und alle anderen haben es sehr, sehr lieb. Es ist die alte Schafsoma Susa. Sie ist für die Tiere wie eine Oma und beste Freundin. Sie erzählt viele Geschichten von früher, ist immer freundlich, lacht gerne und ist immer hilfsbereit. Doch sie ist schon sehr alt und kann immer schlechter gucken, sich immer weniger bewegen. Auch ist sie oft sehr müde.

Die anderen Tiere merken dies. Huhn Hilde hat eine Idee und erzählt diese den anderen Tieren. „Susa hat uns immer geholfen, mit uns erzählt und gelacht. Nun ist sie alt und krank geworden, jetzt müssen wir sie unterstützen, damit sie die letzte Zeit ihres Lebens glücklich verbringen kann.“ Die Tiere freuen sich über diese Idee.

Am selben Tag besuchen Huhn Hilde und Hahn Hans die Schafsoma Susa. Sie berichten die Neuigkeiten vom Bauernhof. Sie reden über die Sau Sarah, die bald Junge erwartetet, und über Bauer Bert, der in eine große Pfütze Matsch gefallen ist.

Am nächsten Tag bekommt Susa Besuch vom Pferd Paul und dem Kater Karl. Sie bringen Susa frisches Gras zum Fressen. Sie bleiben noch eine Weile und schauen sich gemeinsam den Sonnenaufgang an.

Am Nachmittag kommen noch die Sau Sarah und der Hund Bello zu Besuch. Sie erzählen der Schafsoma Witze, um sie zum Lachen zu bringen.

So wechseln sich die Tiere Tag für Tag ab und kümmern sich um die Schafsoma Susa. Ihr geht es aber Tag für Tag immer schlechter.

An einem Morgen ist es ganz still auf dem Hof. Der Hahn kräht nicht, der Hund bellt nicht, und alle Tiere sehen sehr traurig aus. Dies ist der Tag, an dem die Schafsoma Susa gestorben ist. Auch Bauer Bert ist traurig, sein ältestes Tier auf dem Hof verloren zu haben. Auch er wusste, wie lieb die Tiere Susa gehabt haben.

Damit die Tiere einen Ort haben, um an die Schafsoma zu denken, buddelt Bauer Bert ein großes Loch, in dem Susa begraben wird. Zum Abschied von Susa gehen alle Tiere zum Loch, welches man auch Grab nennt. Die Tiere haben sich alle eine schwarze Schleife umgebunden, denn Schwarz ist eine Farbe, die allen zeigt, dass man traurig ist. Jedes Tier hat eine Blume mitgebracht, die sie in das Grab werfen, indem die tote Susa liegt.

Die Tiere sind traurig und ihnen kullern viele Tränen über die Nase. Bauer Bert schaufelt langsam wieder das Grab mit Erde zu. Dann sagt er zu den Tieren: „Hört mal, wenn ihr Susa gerne besuchen möchtet, um in ihrer Nähe zu sein, könnt ihr immer an diese Stelle kommen, an der sie vergraben ist. Damit ihr die Stelle sofort erkennt pflanze ich einen kleinen Baum, der immer größer wird.“

Die Tiere freuen sich sehr, so können sie immer ganz nah an ihrer besten Freundin sein. Die Tiere setzen sich im Kreis um den kleinen Baum und alle erinnern sich an Geschichten, die sie mit Susa erlebt haben. In den Gedanken der Tiere lebt Susa immer weiter.

Der nächste Morgen beginnt wieder mit einem kräftigen „KIEKERIKIE“. Die Tiere sind nicht mehr ganz so traurig. Außerdem gibt es noch tolle Neuigkeiten auf dem Hof. Die Jungen von der Sau Sarah wurden in der Nacht geboren. So freuen sich die Tiere über die neuen Hofbewohner, aber die Schafsoma Susa werden sie trotzdem nie vergessen.

Huhn Hilde ist noch etwas aufgefallen, was sie den anderen Tieren erzählen möchte.

„Mit dem Leben ist es wie mit den Jahreszeiten. Sie wiederholen sich auch immer wieder. Frühling, Sommer Herbst und Winter, dann beginnt wieder der Frühling. Genauso ist es mit dem Leben auch. Jemand wird geboren und nach einer Zeit stirbt er. Dafür wird dann jemand Neues geboren und ein neues Leben beginnt.“

„Das ist ja so wie bei uns auf dem Bauernhof. Susa ist gestorben, aber die kleinen Schweineferkel wurden geboren“, bemerkt Hahn Hans.

Die Tiere verbrachten den Rest des Tages gemeinsam und als sie müde wurden, schliefen sie tief ein und träumten bis zum nächsten Morgen, bis der Hahn sie wieder wecken würde.

 

(c) 2016, Marie Christin Schröder, Gnoien, für das Bestattungshaus Engel.
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